„protect me from what I want“
Jenny Holzer, Leuchtschrift über dem Times Square, 1982.
Notizen
Es wird über „Kapitalismus des Gefällt-mir“, „digitalen Feudalismus“, „smarte Macht“, „Ausbeutung der Freiheit“, „Psychopolitik“ und anderes gesprochen … Aber was bedeutet das alles? Und wo findet das alles statt?
Internet, künstliche Intelligenz, Deep Fakes. Diese technologischen Hilfsmittel sind viel mehr als das, sie sind zu einem sozialen Raum avanciert, sie haben ein Eigenleben entwickelt und sich in die Gesellschaft eingenistet.
Den enormen technologischen Entwicklungen wurden kaum gesellschaftliche, menschliche oder kulturelle Spielregeln entgegengesetzt und so wuchs der digitale Raum abseits staatlicher Normen.
Das zeigt sich in der Macht mancher transnationaler Konzerne, die wie mittelalterliche Lehnsherren ihre digitalen Ländereien verleihen. Wer ihre Dienste nutzen will, muss ihre Regeln akzeptieren und die eigenen Daten preisgeben.
In welchem Maß sind wir (Menschen) digital? Wieviele Daten sind bei uns lesbar? Inwiefern lassen wir uns dadurch unbewusst manipulieren? Es sind Fragen, die mich schon 2011 sehr beschäftigt haben. (s.a.: „I learn, you learn, he learns …“ )
… Denn Daten sind das neue Gold. Und damit sind die Menschen nicht mehr Kunden, sondern das Produkt selbst.
Willkommen im digitalen Feudalismus... Schreibt Barbara Hinterleitner auf den Blog von Ars-Electronica.
Wir Menschen sind politische Wesen, sagte Hannah Arendt. Wir haben gelernt, im Maßstab der Polis – der Stadt – zusammenzuleben, uns zu organisieren, Entscheidungen zu treffen und es uns noch immer schwer fällt, miteinander demokratisch umzugehen.
Aber dieser neue, der digitale Raum der Globalisierung ist für uns Menschen und für unsere Denk- und Lebensstrukturen sehr fremd.
Es ist ein fruchtbares Feld, dass unendliche und noch unentdeckte Möglichkeiten bietet. Es ist frei und offen … und es wird von den Mächtigsten bestellt.
Mit der Entscheidung Einzelner ist es natürlich nicht mehr getan. Soziale Medien, das Internet und die Algorithmen dahinter haben die Macht, unsere Wahrnehmung zu ändern und nutzen dies auf kommerzielle Weise, aber auch zur Ausübung sozialer Kontrolle.
Die Bewohner des „digitalen Panoptikums“ kommunizieren intensiv miteinander und entblößen sich freiwillig. So bauen sie aktiv mit am digitalen Panoptikum. Die digitale Kontrollgesellschaft macht intensiv Gebrauch von der Freiheit.
Heute nimmt die Macht zunehmend eine permissive Form an. In ihrer Permissivität, in ihrer Freundlichkeit legt sie ihre Negativität ab und gibt sich als Freiheit.
swarm::swan ||| Headset: 3D-Druck und Modell in Zusammenarbeit mit CREAPOLIS
Die smarte Macht schmiegt sich der Psyche an, statt sie zu disziplinieren und Zwängen oder Verboten zu unterwerfen.
Sie erlegt uns kein Schweigen auf. Vielmehr fordert sie uns permanent dazu auf, mitzuteilen, teilzunehmen, unsere Meinungen, Bedürfnisse, Wünsche und Vorlieben zu kommunizieren und unser Leben zu erzählen.
Diese freundliche Macht ist mächtiger als die repressive Macht. Sie entzieht sich jeder Sichtbarkeit.
Die heutige Krise der Freiheit besteht darin, dass wir es mit einer Machttechnik zu tun haben, die die Freiheit nicht negiert oder unterdrückt, sondern sie ausbeutet.
Die smarte Macht liest und wertet unsere bewussten und unbewussten Gedanken aus.
swarm::swan ||| Headset: 3D-Druck und Modell in Zusammenarbeit mit CREAPOLIS
Was ist denn diese neuen Machtform, die immer schneller Gestalt annimmt?
Ich habe den Eindruck, dass die Biomacht, die Foucault historisch und geographisch, das heißt, in erster Linie im Hinblick auf Europa, so überzeugend beschrieben hat, nicht dieselbe Macht ist, die unsere gegenwärtige Epoche prägt.
…
Inzwischen konkurrieren Radio, Internet, Smartphones, iPods, Computer, Videospiele und Fernsehen um unsere Aufmerksamkeit, und es sind die Soziale Medien, die progressiv den Informationszufluss beherrschen.
Texte von:
Han, Byung-Chul. „Psychopolitik: Neoliberalismus und die neuen Machttechniken“
Stiegler, Bernard. „Von der Biopolitik zur Psychomacht“
Hinterleitner, Barbara. Ars-Electronica Blog
Projektinitiative „Medienwerkstatt“
mit der Förderung: